Die Automobilindustrie in Vietnam

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Im Jahr 2017 hat die vietnamesische Regierung neue Importbestimmungen eingeführt, welche darauf abzielen, die inländische Produktion anzukurbeln. Trotz der neuen Bestimmungen, sind die Abverkäufe von Autos im Jahr 2017 gesunken und sinken auch fortlaufend im Jahr 2018.

Ausgenommen von dem abwärts Trend ist jedoch das Segment der Personenkraftfahrzeuge. Der Einbruch der Abverkaufszahlen kann jedoch nur vorübergehend sein, da sich die Industrie an die neuen Bestimmungen anpassen muss. Aller Voraussicht nach werden die Abverkäufe in der nahen Zukunft wieder dem vorherigen Aufwärtstrend folgen.

Automobilindustrie Überblick

2017

Letztes Jahr wurden 272.750 Fahrzeuge in Vietnam verkauft, dies sind 10% weniger im Vergleich zum Jahr 2016. Betrachtet man die verschiedenen Segmente, sind die Abverkäufe von Pkws, Lkws und Sonderfahrzeugen um jeweils 15%, 2% und 12% eingebrochen. Der Abverkauf von importierten Autos wuchs um 9% und erreichte 77.790 Stück. Jedoch machen im Inland montierte Autos mit 194.960 Stück den größten Teil der Abverkaufszahlen aus, auch wenn dieser Anteil um 19% zurückging.

Automobilhersteller hatten den Rückgang der Abverkaufszahlen vorhergesagt, da Konsumenten bis Anfang 2018 mit dem Autokauf warten würden, um von den neuen Autoimporttarifen von 0% profitieren zu können, welche in der Tarif-Auflistung des Trade of Goods Agreement der ASEAN Staaten für das Jahr 2018 vereinbart wurden.

2018

Innerhalb der ersten fünf Monate des Jahres 2018 wurden 103.746 Fahrzeuge verkauft. Dies sind 6% weniger verglichen zum Vorjahreszeitraum, laut der Vietnam Automobile Manufacturer Association. Der Abverkauf von im Inland montierten Fahrzeugen stieg im gleichen Zeitraum um 10% auf 87.426 Stück an. Dennoch ging der Abverkauf von importierten Autos um 46% zurück und lag am Ende bei 16.320 Stück.

Betrachtet man die einzelnen Segmente, wird deutlich, dass der Abverkauf von Pkws um 6% anstieg, wohingegen die Abverkäufe von LKWs und Sonderfahrzeugen im Jahresvergleich um 19 % und 37% zurückgingen. Bis Ende des Jahres 2018, soll der gesamte Abverkauf im Jahresvergleich um 6,8% ansteigen und einschließlich Lkws und Pkws 256.000 Stück erreichen. ­

Die Abverkäufe importierter Autos brachen um 46% ein, da die Produzenten nicht so schnell den neuen Einfuhrbestimmungen aus dem Dekret No.116/2017/ND-CD gerecht werden konnten, welche Produktion, Montage, Import, Garantieleistung und Instandhaltung für importierte Fahrzeuge vorschreiben. Innerhalb der ersten 2 Monate des Jahres 2018, wurden daher keine Autos nach Vietnam importiert.

Wachstum und Potential 2018

Es wurde vorausgesagt, dass die inländische Automobilproduktion bis zum Jahr 2025 um 18,5% wachsen, und zwischen den Jahren 2025 und 2035 um 13,5% ansteigen soll. Der Abverkauf wird somit bis zum Jahr 2025 531.600 PKW´s erreichen und 1.76 Millionen Einheiten bis zum Jahr 2035.

Der Umsatz aus Autoverkäufen soll um 22,6% steigen bis zum Jahr 2025 und nach Jahr 2025, soll das Wachstum bei 18,5% liegen. Das zweistellige Wachstum der Produktions- und Abverkaufszahlen, verdankt die Industrie dem Anstieg der Mittelklasse, des BIPs und des verfügbaren Einkommens. Die aktuelle Pkw-Dichte Vietnams liegt bei 16 Pkws je 1000 Einwohnern. Das Land liegt mit diesen Werten weit unter den Werten der Länder Thailand, Malaysia oder Indonesien. Somit gibt es für die Autoindustrie Vietnams viel Raum für Wachstum.

Die wichtigsten Bestimmungen

Dekret 116/2017/ND-CP

Dekret 116/2017/ND-CP (iW das Dekret 116), welches bereits seit dem 1. Januar 2018 gültig ist, schreibt Autoherstellern Regeln zu Produktion, Montage und Import von Fahrzeugen vor. Selbst für Garantieleistungen und Instandhaltung von Fahrzeugen sind bestimmte Vorschriften vorgegeben. Laut dem Dekret 116 müssen lokale Auto-Importeure Fahrzeugtyp-Genehmigungs-Zertifikate (Vehicle Type Approval) von dem Herstellerland erhalten, welche die Qualitäts-, Sicherheits- und Umweltschutzstandards der importierten Ware im Einklang mit den dort geltenden Richtlinien bescheinigen.

Das Einhalten dieser Bestimmung war die größte Hürde für Hersteller im ersten Quartal 2018, da einige Exportländer diese Zertifikate nicht ausstellten. Hersteller werden durch die neue Verordnung nicht nur gezwungen ihre lokale Produktion auszuweiten, sie erhöht auch den Wettbewerb zwischen ausländischen und lokal ansässigen Fahrzeugmontage Firmen, wobei lokal ansässige Firmen bereits ähnlichen Qualitätskontrollen unterliegen.  

Die Bestimmung 03/2018/TT-BGTVT, welches Teil des Dekrets 116 ist, gibt bestimmte Zertifikate vor, die benötigt werden für Autoteile wie Reifen, Rückspiegel, Frontleuchten und Fenster.

Wegfall der Importsteuer in den ASEAN Mitgliedsstaaten

Ab dem ersten Januar 2018, fallen nach dem ASEAN Freihandelsabkommen Importsteuern auf fertig montierte Autos (Completely Built Units) weg, die von den ASEAN Mitgliedsstaaten nach Vietnam importiert warden.

Dekret Nr. 125/2017

Nach dem Dekret Nr. 125/2017(i.W. Dekret 115), welches bereits in Kraft ist, gilt eine Null Prozent Importsteuer auf Autoteile, die von ASEAN Mitgliedsstaaten importiert werden.

Die Steuer gilt nur für den Absatz aus dem Verkauf von Fahrzeugen mit weniger als 9 Sitzen. Für eine Förderfähigkeit unter dem Dekret 125, müssen Autohersteller zusätzlich Voraussetzungen aus dem Dekret 116 erfüllen. Zudem müssen sich Hersteller verpflichten, Fahrzeuge zu produzieren, die die Emissionsstandards Euro-4 (2018 bis 2021) und Euro-5 (nach 2022) erfüllen.

Import von Gebrauchtwagen

Dekret 125 setzt strenge Bestimmungen für den Import von Gebrauchtwagen fest (für Fahrzeuge mit weniger als 16 Sitzen). Für Autos mit 9 oder weniger Sitzen, gelten die folgenden Zölle:

  • Pkws mit 1000 cm³ oder weniger sind versteuert mit US$10.000
  • SUVs, Sportwagen und Kleintransporter von über 1000 cm³, werden verzollt mit 200% oder 150% plus US$10.000 (es gilt der niedrigste Satz).
  • Für andere Fahrzeuge aus der Kategorie Pkw gelten dieselben Tarife wie für Neuwagen, es werden US$10.000 angesetzt für Fahrzeuge zwischen 1000 cm³ bis 2500 cm³, und US$15000 für Fahrzeuge über 2500 cm³.

Für Fahrzeuge mit 10 bis 15 Sitzen gilt der gleiche Steuersatz wie für Neuwagen.

 

 

 

 

Zulieferer Mangel

Der Prozentsatz der lokal ansässigen Zulieferer Vietnams beträgt nur um die 10%. Mit diesem Wert liegt Vietnam weit hinter Thailand, Malaysia und Indonesien, welche Prozentsätze von 85%, 80% und 75% vorweisen können. Da vietnamesische Firmen die Mehrheit der Autokomponenten importieren müssen, steigen die Produktionskosten an, welche aktuell mit 20% über den Nachbarländern liegen. Für Großfahrzeuge können lokale Firmen bis zu 55% der Nachfrage an Einzelteilen decken, für kleine Autos können jedoch nur 10% der Nachfrage, durch lokale Zulieferbetriebe gedeckt werden.

Von insgesamt 12.000 Zulieferbetrieben in Vietnam beliefern nur 300 davon die Automobilhersteller und von diesen 300 Zulieferbetrieben, sind wiederum rund 90% aus dem Ausland und nicht lokale Unternehmen. Die neuen Bestimmungen der Regierung in den letzten Jahren hatten zum Ziel, die Anhängigkeit von Importen zu reduzieren und lokale Firmen zu unterstützen. Es muss jedoch mehr unternommen werden. Die Regierung sollte sich darauf konzentrieren, die Lieferkette weiter zu entwickeln und lokale Firmen durch technisches Training zu unterstützen, da das technische Know-how inländischer Firmen schwächer ist, im Vergleich zu ihren ausländischen Konkurrenten.

Die Regierung hat das Ziel 35% der lokalen Nachfrage bis 2020 selbst zu bedienen und zusätzlich Waren im Wert von US$4 Milliarden zu exportieren. Bis zum Jahr 2035, soll der Export auf US$20 Milliarden ansteigen und die lokale Nachfrage bis zu 65% selbst gedeckt werden.

Ausblick

Mit den neuen in Kraft getretenen Bestimmungen, hofft die vietnamesische Regierung ihre Abhängigkeit vom Import zu reduzieren, die Produktion von umweltfreundlichen Autos zu erhöhen und Zulieferindustrien zu entwickeln, um nachhaltiges Wachstum zu sichern.

Kurzfristig werden sich Hersteller und inländische Montagebetriebe an die neuen Bestimmungen anpassen müssen. Langfristig werden die neuen Bestimmungen Vietnam helfen, sich von einem Montage-Standort zu einem Produktionsstandort weiterzuentwickeln, ähnlich wie die Nachbarländer Vietnams.